Tag 71: 15. März 2020 auf See
Auch heute noch die üblichen Halsschmerzen. Ich entscheide mich für die volle Alkohol-Therapie. Irgendwann müssen diese Sch…Viren doch mal aufgeben 😊. Mal schauen, wie lange ich das durchhalte (den Alkohol, nicht die Schmerzen).
Ich bereite noch den Bericht für den Blog vor und Mike setzt sich an das Video. Nach dem Blog ist vor dem Blog 😊.
Wir sind gespannt, wo uns die Reise noch hinführt!!!
Tag 72: 16: März 2020 Fremantle Perth
So schnell kann es gehen! Wir haben in Fremantle/Perth angelegt und wie immer kommt die Durchsage des Kapitäns. Dieses Mal gibt es jedoch keine Informationen über den Hafen, sondern die Order, dass wir nicht aussteigen dürfen.
Die Gangways sind bereit, doch keiner geht raus!
Auch Australien ist jetzt offiziell Seuchengebiet und der Kapitän will die Passiere und Crew nicht dieser Gefahr aussetzen. Er werde alles daransetzen, dass Passagiere, die nach Hause fliegen wollen, direkt zum Flughafen gebracht werden. Alle anderen Passagiere, die sich nicht an die Anordnung halten, dürfen nach dem Landgang für 14 Tage in Quarantäne und nicht mehr an Bord.
Es fragt sich nur, wie kann man denn überhaupt von Bord? Die Gangways sind nicht draussen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ältere Herrschaften mit Stock oder Rollator gibt, die über die Reling springen 😊.
Wir verstehen das und warten einfach mal ab. Wir denken in den nächsten Stunden wird uns mitgeteilt, wohin die Reise geht, oder ob dies das Ende unserer Reise sein kann.
ES IST WIE ES IST!!!
Genau hinter uns steht eine bekannte Lady. Die Queen Mary II steht auch hier und wartet. Sie sollte eigentlich gemäss Plan schon wieder unterwegs sein, aber ……
Gegen 16:00 Uhr legen wir ab in Richtung Mauritius. Der Kapitän gibt durch, dass wir die nächsten 7 Tage auf See sind und unser künftiges Ziel Port Louis Mauritius ist. Ob wir dort aussteigen können? Das weiss Niemand! Solange wir jedoch Treibstoff und Lebensmittel bunkern können, wird die Reise weiter gehen 😊.
Es gibt echt arme Passagiere an Bord, die ab Albany einen 3-tägigen Ausflug gemacht haben und als sie nach Perth zurück aufs Schiff kamen, wurden sie für 14 Tage in Quarantäne gesteckt. Diese Passagiere dürfen ihre Kabine nicht verlassen und erhalten das Essen von einem Steward mit Gesichtsmaske. Uff!!!
Tag 73: 17. März 2020 auf See 1
Heute entscheiden Mike und ich, dass wir nochmals zum Doktor ins Spital gehen. Hier sieht es aus, wie in einem Seuchengebiet. Alles Angestellte tragen blaue OP-Schürzen, Gesichtsmasken und Handschuhe. Als ich gehustet habe, hat man mir auch eine Maske verpasst. Im Spital darf man nichts anfassen. Was trotzdem berührt werden muss (Kugelschreiber, um die Rechnung zu unterschreiben 😉), wird gleich desinfiziert. Dies ist eine absolut wichtige Sicherheitsmassnahme für die Angestellten. Wenn die alle krank sind, dann ist das ganze Schiff ziemlich aufgeschmissen.
Wir kriegen Hustensaft, Codeintropfen, Gurgelmittel und ich noch eine Dosis Antibiotika für 5 Tage.
Wir hoffen, dass wir endlich mal Ruhe kriegen.
Heute ist kein guter Internet-Tag. Ich wollte den Blog-Nr. 10 live stellen, kriege jedoch nicht mal die Homepage auf.
Navigationsinfo: Lufttemperatur 21°C, Wassertemperatur 22°C, Meerestiefe: 5'000 Meter
Es gibt auf dem ganzen Schiff wieder spezielle Anordnungen. Wir können keine Getränke mehr an der Bar bestellen und mitnehmen. Wir können die Getränke an der Bar ordern, dürfen jedoch den Tresen nicht anfassen und die bestellten Getränke werden uns an den Tisch gebracht. Auch nicht schlecht! Mein Schrittzähler findet das uncool 😒!
Am Abend sieht es etwas seltsam aus. Die grosse Bar abgesperrt (kein Sitzen auf den Barhockern), in der Mitte die Bartender, die die Bestellungen der Serviceleute aufnehmen, jedoch keinen Drink auf die Theke stellen. Auch hier werden uns die Drinks an die Bartische gebracht.
Tag 74: 18. März 2020 auf See 2
Nächster Sicherheitsschritt! Es finden keine Shows mehr statt. Man möchte verhindern, dass viele Leute an einem Ort nahe zusammenkommen. Das Theater fasst ca. 1'000 Leute. Später werden wieder Shows eingeführt, jedoch auf 4 Sitzungen verteilt, so dass maximal 250 Leute miteinander im Theater sitzen können.
Wir haben Open-Air-Kino auf dem Schiff. Jedoch muss jeder 2. Stuhl frei bleiben.
Ebenso müssen wir am Mittagsbuffet erst die Hände mit Desinfektionsmittel einreiben, anschliessend kriegen wir Serviette, Besteck und den Teller in die Hand gedrückt. Am Buffet dürfen wir nicht mehr selber schöpfen, es stehen ganz viele Köche dafür bereit. Ich zeige auf das Gericht und erhalte es in meinen Teller.
Hilfe, ich verfaule. Ich brauche nichts mehr zu tun🤣🤣.
Navigationsinfo: Lufttemperatur 21°C, Wassertemperatur 22° C, Meerestiefe: 3'500 Meter
Tag 75: 19. März 2020 auf See 3
Wir husten uns noch durch den Tag. Mir geht es besser als Mike. Wir schlafen viel und gucken TV. Mike hat immer noch starke Halsschmerzen.
Seit Tagen haben wir keine Sonne mehr gesehen. Als wäre das Wetter ebenso mit dem Virus infiziert.
Tag 76: 20. März 2020 auf See 4
Mir geht es gut! Mike fühlt sich auch auf dem Weg der Besserung.
Es gehen unheimlich viele Gerüchte auf dem Schiff rum, die wir ignorieren. Es entwickeln sich richtige Horrorstorys. Im Moment habe ich das Gefühl, dass nicht der Virus unser Feind auf dem Schiff ist, sondern einzelne Personen die sich nicht im Griff haben (oder nie hatten).
Der Kapitän unterbricht meine Gedanken. Er hält eine Rede zur Lage der Schiffs-Nation!
Wir werden versuchen in Mauritius für einen technischen Halt anzulegen. Keine Personen können ab Bord. Ebenso steht noch offen, ob wir in La Réunion einen technischen Stopp durchziehen können. Klar ist, dass auf jeden Fall auch keiner vom Schiff darf.
Absolut wichtig ist, dass wir die 14 Tage ab Albany einhalten, so dass wir eine kleine Chance haben zu beweisen, dass die Personen unseres Schiffs virusfrei sind. Nur so dürfen wir hoffen, noch irgendwo aussteigen zu können.
Der Kapitän bekräftigt, dass es keinen Corona-Virus-Fall auf dem Schiff gibt und er darum bittet, ruhig zu bleiben und zu kooperieren.
Er erklärt, dass Leute die freiwillig nach Hause fliegen wollen (wie auch immer) von Costa die organisatorische Unterstützung erhalten. Er betont jedoch erneut, dass es kein Zurück auf das Schiff gibt, für Personen, die es verlassen.
Der Kapitän versichert, dass wir im Moment weltweit am corona-sichersten Ort sind und dass das Management von Costa, er, seine Offiziere und die ganze Crew ihr Bestes tun, um das beizubehalten.
Hugh, er hat gesprochen! War eine sehr emotionale und respekteinflössende Rede!
Diejenigen die es nicht schaffen, ruhig zu bleiben, diese Nestbeschmutzer, Aufwiegler, Überallesundjedenmotzer, Brunnenvergifter sollten meiner Meinung nach alle Kiel holen gehen!!!!!
(Das tat gut)!😁
Übrigens: So sehen Frauen aus, wenn sie nach gefühlten 100mal Jassen 1mal gewonnen haben:
Tag 77: 21. März 2020 auf See 5
Das erste Mal seit Tagen scheint heute die Sonne!!! Es wird schlagartig warm und feucht. Da geht es uns gleich richtig gut! Noch ein bisschen schlapp, aber wieder voller Tatendrang.
Mike arbeitet fieberhaft an einem Video. Meine Idee war, Euch zu Hause mit ein paar Bildern aufzumuntern. Da ich beinahe keine Fotos knipse, habe ich den «Puck» an Mike weitergegeben 😊. Hier das Resultat:
Liebe Freunde an der Front! Herzlichen Dank für die vielen Anfragen betreffend unser Wohlergehen. Uns geht es im Moment prima. Der Blog hat stagniert, weil wir 7 Tage auf See waren und das Schiffs-Internet kein bloggen ermöglicht. Wir kriegen noch knapp E-Mails rein. Doch wir bleiben dran und hoffen, Euch weiterhin ein bisschen zu unterhalten.
Haltet durch! Irgendwann muss diese Krise vorbei sein. Bleibt gesund und «hebed denand Sorg».
Herzliche Grüsse Eure Berichterstatter Binia & Mike