Tag 78: 22. März 2020 auf See 6
Navigationsinfo: Lufttemperatur 26°C, Wassertemperatur 26°C, Meerestiefe: 3'500 Meter
Alles in Butter auf dem Kutter!
Tag 79: 23. März 2020 auf See 7
Ich bin früh erwacht und wir haben diese Nacht die Uhr wieder 1 Stunde zurück gestellt. Die Differenz nach Hause ist nur noch
+ 3 Std. Ich versuche etliche Male den Blog live zu stellen. Mit dem Internet auf dem Schiff ist dies jedoch nicht machbar
(mein Kopf hat Mühe dies zu akzeptieren 😉). Ja, mein 2. Name ist Ungeduld!!!
Noch eine kleine Jassrunde mit Rosi und Dieter (diesmal haben wir Frauen 2 Mal gewonnen).
Tag 80: 24. März 2020 Port Louis Mauritius
Land in Sicht!
Wir sehen von Weitem Mauritius und können nicht raus. Sind auf Reede und werden den ganzen Tag betankt.
Irgendwie ist es mir ganz recht, dass es bedeckt ist und später sogar regnet. Die Vorstellung von blauem Himmel, weissem Strand und türkisblauem Meer, ohne nach Draussen zu gehen zu dürfen, wäre zu brutal.
Ansonsten alles ruhig!
Tag 81: 25. März 2020 La Réunion
Ja, wir haben wieder einmal angelegt! Sehr unromantisch erneut in einem Containerhafen. Es ist schönes Wetter und sehr warm. Alle E-Mails, die ich gestern beantwortet habe, kamen heute erneut mit neuen Informationen und Fragen. Ich liebe es von Euch zu hören. Bitte entschuldigt, wenn meine Antworten auf sich warten lassen --> Internet!!!
Es wurden mindestens 5 Container für unsere weitere Reise geleert. Ebenso kamen viele kleine Camions an unserem Schiff an. Wir vermuten, dass frische Lebensmittel wie Gemüse, Früchte und Salat direkt von hier geliefert wurden.
Noch immer keine Informationen über wann wir ablegen, oder wohin die Reise geht!!!
Wir sind gespannt!!!
Gerade als ich mit meiner Schwester telefoniere, gibt der Kapitän eine Durchsage. Das Einzige was wir jedoch erfahren ist, dass wir Richtung Suez-Kanal und dann gen Norden fahren. Wie und ob es weiter geht? Keine Ahnung!
Tag 82: 26. März 2020 auf See
Auch heute sehr ruhig auf dem Schiff! Wir gehen Fieber messen (ein freiwilliger Service des Schiff-Spital). Es ist alles im grünen Bereich. Wenn dies hilft, zu beweisen, dass wir «sauber» sind kann es ja nicht schaden und wir haben die Hoffnung, doch mal noch irgendwo auszusteigen.
Nochmals eine Durchsage des Kapitäns, in dem er betont, dass es das Ziel ist unsere Reise am 26. April 2020 in Venedig zu beenden. Dies kann jedoch bedeuten, dass wir 6 Wochen, ohne auszusteigen auf dem Schiff verbringen werden.
Ok, kein Problem, das Schiff ist gross und für uns wird hervorragend gesorgt.
An dieser Stelle möchte ich wieder einmal betonen, dass Costa und Nicolo Alba als Kapitän unserer Meinung nach, ein hervorragendes Krisenmanagement durchziehen.
Die gesamte Crew leistet hier Unglaubliches. Jeder einzelne hat auch Familie zu Hause, um die man sich Sorgen macht. Viele wären eigentlich schon längst zu Hause, weil sie gemäss Vertrag ihre 7-9 Monate an Bord bereits geleistet haben. In einem solchen Ausnahmezustand wären viele vielleicht gerne bei ihren Liebsten. Aber nein! Sie leisten hier weiterhin hervorragende Arbeit, sind unglaublich freundlich und bedienen uns den lieben langen Tag mit einem Lächeln.
Leute von Costa!
DAS IST EINFACH SPITZE, VIELEN HERZLICHEN DANK!!!! 😊😊😊
Übrigens: Wir Frauen haben im Jassen erneut gewonnen! Es steht jetzt 5:5!!!
Abends geht es auf eine Pizza ins Restaurant Pummid’Oro. Mmmmmmh!!!!
Tag 83: 27. März 2020 auf See
Wieder ein warmer, feuchter Tag.
Navigationsinfo (interessiert die noch irgendwen?):
Lufttemperatur 28°C, Wassertemperatur 29° C, Meerestiefe: 2'500 Meter, Luftfeuchtigkeit gefühlte 99%.
Ein Schreiben liegt auf der Kabine. Dieses Schreiben enthält viele Worte. Das einzige, was für uns daraus ersichtlich ist, dass Costa noch keinen Plan hat, wo wir anlegen können. Momentan ist es schon schwierig einen Hafen anlaufen zu können nur fürs Tanken und Lebensmittel bunkern. Costa sei jedoch ständig in Verbindung mit Behörden, WHO etc. Sie werden alles daransetzen, uns so lange als möglich auf dem sicheren Schiff zu behalten.
Aussteigen können wir vermutlich erst am Ende unserer Reise an der finalen Destination.
Wo? Wann? Wie nach Hause? Keine Ahnung!!!! Trotzdem geht es uns sehr gut und wir sind guter Dinge!!!
Heute hat sich eine deutschsprachige Frau an unseren Tisch gesetzt. Zuerst hat sie 2 riesig gefüllte Teller mit Essen verputzt und anschliessend gemeint, sie wolle einen Teil ihrer Zahlung von Costa zurückhaben, da Zitat:
«Costa verdient ja noch mächtig an dieser Ausnahmesituation»!
Ja, hallo? Meine Antwort war klar, freundlich (ich bin so stolz auf mich) und extrem deutlich.
Sie sitzt niemals mehr zu uns an den Tisch 😉.
Tag 84: 28. März 2020 auf See
Diese Nacht war toll 😉! Mike geht es besser, dementsprechend schnarcht er auch! Ich darf wählen zwischen Husten oder Schnarchen!!!
Wir stehen sehr spät auf und ich arbeite wieder einmal an meinem Tagebuch und Blog.
Treffen einige Leute an, die mit uns plaudern. Die Stimmung an Bord ist sehr gespalten.
Einige (diesmal von der französischen und spanischen Fraktion) sammeln Unterschriften, die eine Rückerstattung des Reisepreises fordern. Sie seien in einem Gefängnis eingesperrt und hätten nicht das bekommen, was sie bezahlt haben.
Mannomann? Die Leute machen mir Angst!!!
Es soll nicht so aussehen, als wären wir Bonzen. Ich möchte jedoch betonen, dass Personen, die eine solche Weltreise gebucht haben (viele schon zum 3. oder 4. Mal), finanziell nicht wirklich so in Not sind, um in einer solchen Krisensituation nur an die Kohle und ihren Vorteil zu denken!
Navigationsinfo: Lufttemperatur 30°C, Wassertemperatur 30° C, Meerestiefe: 2'500 Meter
Neue Information von der Brücke: Das Schiff legt am 2. April in Muscat (Oman) an und wir werden Lebensmittel bunkern und Kraftstoff tanken. Am 3. April geht es Richtung Suezkanal, den wir am 11. April durchfahren. Es bleibt jedoch beim Alten, dass Keiner das Schiff verlassen darf.
Der Kapitän betont noch einmal, dass es unser Ziel sei, die Reise am 26. April in Italien zu beenden.
Um 18:00 Uhr erneut eine Meldung des Kapitäns. Wir werden die Seychellen anfahren.
Ein Crew-Mitglied braucht dringend medizinische Hilfe, die leider in unserem Schiff-Spital nicht gewährleistet ist.
Wir brausen jetzt mit 21 Knoten über den Indischen Ozean und auf dem Oberdeck werden alle Liegestühle versorgt, die Leuchtgirlanden runtergenommen und alles für eine Helikopter-Landung über dem Schiff vorbereitet.
Liebe Freunde zu Hause! Entgegen aller Berichterstattungen in den Medien. Es geht uns hervorragend! Wir haben keinen Corona-Virus an Bord und das jetzt ganz sicher, denn die wichtigen 14 Tage sind verstrichen. Die Entscheidungen des Kapitäns und von Costa waren genau richtig. Sind wir eingesperrt auf dem Schiff? Wir empfinden dies nicht so. Natürlich haben wir uns unsere Reise etwas anders vorgestellt, verfügen jedoch über alle Annehmlichkeiten an Bord die wir uns wünschen. Dem Reiseblog fehlen definitiv die Fotos, Bilder und Berichte von unseren Ausflügen.
Trotzdem hoffen wir, Euch doch einige unterhaltende Geschichten liefern zu können.
Bliebt gesund und wir senden Euch die besten Grüsse von der bellissima Costa Deliziosa
Binia & Mike