Logbuch N° 16

 

Tag 106: 19. April 2020 auf See

 

Irgendwie liegt Abschied in der Luft. Einige Passagiere liegen sich bereits in den Armen. 

Wir wurden gebeten, unsere Gewinne auf der Casino-Karte abzuholen. Was für Gewinne? 😊. 

Ich arbeite energisch am Logbuch N° 15.

 

Navigationsinfo: Lufttemperatur 19°C, Wassertemperatur 17° C, Meerestiefe: 1'300 Meter

 

Wie immer am «letzten» Abend findet ein sogenannter italienischer Abend statt. Alle Kellner servieren in einer Schürze mit italienischem Motiv drauf und tanzen zum Schluss mit den Damen, die sie in den letzten Monaten bedient haben.

Auch ich verzichte nicht darauf mit John und Gunavan ein Tänzchen zu wagen, nachdem ich mich über ein solides Schuhwerk ihrerseits erkundigt habe.

Anschliessend noch eine Polonäse durch den ganzen Saal. Das hat Spass gemacht!

 

Übrigens: Nachdem ich endlich eingeschlafen war (Mike schnarcht wie immer), rumst es ganz gehörig in der Kabine. Mike liegt auf dem Boden und ist anscheinend wegen dem starken Wellengang (die See ist flach wie Flunder) über den Tisch geknallt. Natürlich hatte der Alkohol absolut keinen Einfluss darauf 😉. 

Übrigens übrigens: Mike hat einen riesigen blauen Fleck und einen komischen Kopf, ansonsten alles im Lot auf dem Boot.


 

Tag 107: 20. April 2020 Barcelona

 

Trüb, nass, kalt! Ein Blick nach draussen, doch es ist Barcelona. Wollt ihr zu Hause Wasser? Spanien hat genug davon.

 

Heute verlässt uns der grösste Teil der Spanier und ein paar Passagiere aus Frankreich. Wir sehen vom Deck aus wie vermummte Leute mit Koffern das Schiff verlassen. Wenn ich dies so beobachte, möchte ich nicht nach Hause 😉.

 

Abends feiern wir den ersten Abschied mit unseren Freunden Barbara und Otti Graber im Restaurant Samsara (Edelvariante). Der Service, das Essen und die Gesellschaft sind unvergesslich.

 

Tag 108: 21. April 2020 Genua/auf See

 

Was für ein Finale. Grosse Wellen lassen das Schiff schwanken und es tobt der Wind. Das ist genau mein Ding. Ich sitze noch ein Weilchen auf dem Balkon und lass mich durchblasen und schütteln. Es wäre abartig, wenn wir diese Reise «normal» beenden würden. Das Schiff sollte heute Morgen in Genua anlegen, wir dümpeln jedoch im inzwischen sehr ruhigen Gewässer rum. Gemäss Information ist der Wind im Hafen zu stark, um anzulegen. Was für ein Wind?

Kommt dieser von den italienischen Behörden?

 

In einer Informationsveranstaltung erfahren wir, dass morgen ein Teil der Passagiere ausgeschifft werden. Sie lassen jeweils nur 200 – 300 Personen pro Tag vom Schiff.

Ebenso kann nur ein Koffer/Rucksack/Handtasche pro Person auf die Heimreise mitgenommen werden. Da kein Costa-Angestellter das Schiff verlassen darf, können die Koffer draussen nicht ausgehändigt werden. Das restliche Gepäck wird uns innert 2-3 Wochen vor die Haustüre geliefert. Auch nicht schlecht 😊! Dementsprechend müssen wir uns überlegen, was wir in welchen der 4 Koffer packen.

 

Zugleich werden wir darüber informiert, dass auf der Kabine Formulare der italienischen Gesundheitsbehörde liegen, die wir ausfüllen müssen. Beim Ausschiffen werden Angestellte dieser Behörde bei uns Fieber messen und das Formular abstempeln. Nur mit diesem Stempel auf dem Formular dürfen wir von Bord.

 

Wann wir von Bord gehen? Keine Ahnung!

 

Beim Nachtessen kommt ein Pinguin (Chef de Service) an unseren Tisch und erklärt uns, dass wir morgen ab 08:30 Uhr ein Lunchpaket abholen können. Wir sind auf der Liste, dieser Passagiere, die morgen ausschiffen. Wir verabschieden uns von unseren grossartigen Kellnern im Restaurant.

 

 

 

 

 

 

Sofort aufs Zimmer, Formulare ausfüllen, Koffer packen.

Wir dachten, kein Ding!

 

Aber hallo!

 

Zum Schluss musste ich mich auf die Koffer setzen, um diese zu schliessen 😊.

 

Ebenso erhalten wir eine Liste, wann wir ausschiffen werden. Es ist für uns 11:30 Uhr Besammlung im Theater geplant.

 

Die Koffer, die Costa nach Hause bringen, müssen bis 01:00 Uhr vor der Türe platziert sein.

 

Anschliessend brauchten wir noch Alkohol auf diesen Schreck. Auf Deck 9 mit den üblichen Verdächtigen feiern wir Abschied bis nach Mitternacht. 

 

Tag 109: 22. April 2020 Genua

 

Wir sind noch immer auf See vor Genua. Regelmässig erhalten wir die Information, dass wir noch immer nicht anlegen können. Da wir gepackt haben, gehen wir nochmals frühstücken und lassen es uns gut gehen. 

 

Da wir noch immer nicht anlegen können, ist uns klar, dass sich der Plan von gestern erübrigt hat. Diejenigen die um 09:30 Uhr mit dem Bus nach Wien sollten (mind. 12 Stunden Fahrt), sind verschoben worden auf morgen.

Wir hegen die Hoffnung, dass auch wir erst morgen gehen müssen 😊.

 

Doch dann fährt das Schiff in den Hafen rein und wir spüren sofort den noch starken Wind. Kaum sind wir im Hafen, hören wir ein Horn von einem Postauto. Beim Gucken über die Reling sehen wir 🚌13 Marti-Busse🚌 mit Chauffeuren, die uns zuwinken.

OK, das wars!

 

 

Unser Treffpunkt ist um 15:15 Uhr im Theater. Viele Leute kommen vor uns dran. Wir haben den Buchstaben O und fühlen uns am Schluss sehr allein im Theater. Alle fassen ihre Pässe und ziehen mit ihren Masken und Handschuhen von dannen.

Nur wir sind noch hier! 🤔

 

Endlich sind wir dran. Mike hat von mir den Auftrag erhalten, auf der Bühne Lorena und Gianluca

(deutschsprachige Betreuung an Bord) zu verabschieden.

Gianluca winkt mir zu und Lorena nimmt das Mikrofon und schreit in den Saal:

Tschüss Binia, chum guet hei🤣 !

 

Dann geht es sehr schnell!

Maske und Handschuhe auf, in den Lift nach unten, Check bei der italienischen Gesundheitsbehörde und wir werden auf dem Weg zur Gangway von einigen vermummten Crew-Mitglieder verabschiedet. 😷

Auf dem Weg zum Bus, haben wir das Gefühl, dass wir die Einzigen sind. Beim Bus werden wir von den 2 Chauffeuren Beat und Fredy begrüsst, die unsere Koffer verstauen und sofort fährt der Bus um 17:15 Uhr los. 

 

Die meisten haben einen freien Platz neben sich. Die Letzten beissen die Hunde, denn wir quetschen uns zu zweit in eine Reihe. Die anderen mussten jedoch mindestens 1 ½ Stunden auf uns warten.

Tja, bei der Organisation von Ausflügen etc. hat Costa noch Verbesserungspotenzial.

 

Sorry Leute, die Busfahrt war für mich ein Höllentrip.

Ich mag keinen «Hudigäggeler», ebenso kann ich mit der lautstarken Karaoke-Einlage des Buschauffeurs überhaupt nichts anfangen. Dann die Erlösung! Der Busfahrer hat gewechselt. Aber es hört nicht auf. Er verteilt liebenswürdig Bananen, erzählt gellend die «elendesten» Witze, direkt neben mir.

Gott sei Dank, hatte ich meine Kopfhörer und Musik auf meinem Handy. 🥵

 

Um 21:30 Uhr verlassen uns in Martigny die meisten Passagiere. Nach einem Halt im Neufeld endet die Reise im Wankdorf, wo wir um 23:30 Uhr «rausgeschmissen» werden. 

Wir haben einen Zug um 23:53 Uhr und wollen zum Perron gehen, als uns eine Dame, die im Bus hinter uns sass, zurückpfeift.

Sie und ihre Kollegin wurden von ihrem Mann abgeholt und wohnen ganz in der Nähe von uns.

Sie nehmen uns freundlicherweise mit. 

Ziemlich genau um Mitternacht öffnen wir unsere Haustüre das erste Mal nach 3 ½ Monaten!🏡

 

Tag 110- 113: 23. – 26. April 2020 zu Hause

 

Ich bin um! Nicht nur meine Seele, sondern auch meine Bandscheibe fand die Busfahrt nicht so belebend. Ich kann zwei Tage nicht mehr aufstehen. Muss ich auch nicht, denn ich habe beschlossen als zur Risikogruppe gehörend, noch ein Weilchen zu Hause zu bleiben. 

Armer Mike!😂  Er geht im Dorf das Nötigste einkaufen und wir packen langsam unseren Koffer aus. 

 

Liebe Blog-Freunde!

 

Wir müssen uns an die Situation, in der Ihr schon seit Monaten sind, erst gewöhnen.

Am Schlimmsten für mich war, dass ich Gägxu, der uns Fleisch nach Hause geliefert hat, nach so langer Zeit nicht umarmen durfte. Ebenso ist es seltsam meine Schwiegereltern und meinen Vater nur per Skype zu sehen.

 

Aber es ist wie es ist!

 

Jetzt kann ich wieder einigermassen gut sitzen und mache mich an den letzten Blog. Mike und ich hatten noch die Idee, ein Video zu fertigen mit den persönlichen Highlights unserer Reise.

Diesen werden wir in den nächsten Tagen bis Wochen 😊 auf dem Blog veröffentlichen. 

 

Auch wenn wir uns einen Teil unserer Reise etwas anders vorgestellt haben, sind wir der Meinung, dass wir Unvergessliches mitnehmen durften. Wir hoffen, dass wir Euch mit unserem Blog ein bisschen auf die spannende Reise mitnehmen und unsere Erfahrungen teilen konnten.

 

Wir bedanken uns herzlich für die kolossalen Feedbacks, Mails, WA, etc., die uns immer wieder motiviert haben, in unserem Urlaub am PC zu sitzen 😉.

 

Ganz herzliche Grüsse von zu Hause senden Euch Eure Weltenbummler Binia & Mike Giger

 

BuM, wir haben fertig!!!

 

Aber! Nach der Reise ist vor der Reise 😊😊😊!!!